Bilder: Martina Glück, Dame de la Chaîne; Bericht: Joachim Hüther, Bailli
Verglichen mit der 2000 – jährigen Geschichte Regensburgs ist die kulinarische Tradition am Ort des Dîner Amical, das wir am Donnerstag, 11. April 2024 geniessen durften, geradezu jugendlich. Zwar ist das Goliathhaus, in dessen 5. Etage sich heute das Restaurant Storstad befindet eine stattliche Patrizierburg aus dem 13. Jahrhundert, ein Restaurant aufs Dach bekam es jedoch erst in den späten 1980er Jahren, zunächst unter dem Namen David. 2014 zog nach umfangreicher Renovierung Maître Rôtisseur Anton Schmaus ein, nachdem er vorher 5 Jahre gegenüber im Historischen Eck wirkte, und erkochte auch hier unmittelbar den begehrten Michelin-Stern.
Von Anfang an war die Bailliage gern und regelmäßig zu Gast im Storstad, selbstverständlich wegen der exzellenten Kulinarik, aber auch wegen des ausserordentlich schönen und besonderen Ambientes, der herzlichen Gastgeber Anna und Anton Schmaus mit ihren Brigaden und natürlich auch wegen der traumhaften Aussicht von den beiden Terrassen, von denen wir die südliche mit Domblick für den heutigen Apéritif nutzten. Das Dîner Amical war restlos ausgebucht und die Vorfreude auf das Menü war groß.
Vorab gab es neben der Vorstellung der wichtigsten Protagonisten des Abends – Anna und Anton Schmaus, Küchenchef Josef Weig, Sommelière Anna Rupprecht, Servicechef Scott Brown – die Überreichung der Promotionsurkunden für Dr. Simone und Christian Lauterbach: Beide wollen sich demnächst auf einem Grand Chapitre in Norwegen zum Officier inthronisieren lassen. Ausserdem erhielten unsere neuen Mitglieder Melanie Guth und Martina Glück ihre Nominationsurkunden als Dame de la Chaîne. Die zuletzt genannte Consoeur sorgte dankenswerterweise erstmals für die schönen Fotos des heutigen Abends.
Das Menü begann vegetarisch und die Komposition aus Kohlrabi, Puntarelle, Kirschblüte und Seidentofu verband erdige, bittere und blumige Aromen zu einem köstlichen Geschmacksbild. Wer beim folgenden Hummer in XO-Sauce an besonders alten Weinbrand dachte, wurde eines Besseren belehrt: die intensive Würzsauce, ursprünglich in Südchina erfunden, enthält viele hochwertige Zutaten – aber keinen Cognac. Asiatisch angehaucht ging es weiter, denn der auf den Punkt gegarte und von knusprigem Tempurateig umhüllte Seeteufel wurde von feiner Ponzusauce umgeben. Es folgte – für viele – der erste Spargel des Jahres, begleitet von einer deliziösen Miso-Hollandaise, Rhabarber und Sauerampfer. Zum Spargel passen Morcheln, diese durften dieses Mal aber im Hauptgang zusammen mit einem knusprigen Kartoffelröllchen ein vorzüglich zubereitetes Kalbsfilet begleiten. Und schliesslich ein Traum von Dessert: (nicht zu) süß, aber auch salzig und säuerlich, vollmundig und doch leicht, erfrischend und schmelzend war das Arrangement aus Pekannuss-Eis, Piura-Schokolade, Salzkaramell und (ur-)altem Balsamico, das den grossartigen Abschluss eines Menüs bildete, für das viele Mitglieder (zum wiederholten Mal in diesem Hause) den zweiten Stern leuchten sahen.
Es wurde eine abwechslungsreiche und gut abgestimmte antialkoholische Getränkebegleitung angeboten, von den Weinen blieben besonders der fränkische Silvaner vom Weingut May und der Spätburgunder von Mattis aus dem Badischen in Erinnerung – die Namensgleichheit zur Organisatorin des Abends ist rein zufällig!
Die Ehrung der Brigaden machte dann nochmals deutlich, mit wie viel Aufwand man sich um uns kümmerte. Nicht nur die ausgewählten Zutaten bester Güte und der elegante und doch gemütliche Rahmen sind hier zu erwähnen, sage und schreibe 23 Personen waren am heutigen Abend daran beteiligt, uns zu umsorgen. Die Leistungen von Küche und Service waren perfekt, man blickte in glückliche und stolze Gesichter der Mitarbeiter, die sich den mit den Trinkgeldern der Teilnehmer reichlich gefüllten Tronc redlich verdient haben.