Bericht + Fotos: Erich Vargas, Vice Chargé de Missions.
Die Bailliage Bavière Orientale ist in mehrfacher Hinsicht groß. Nicht nur was die Anzahl der Mitglieder betrifft, sondern auch in ihrem Einzugsbereich. Erstreckt sie sich von Waldsassen, hoch im Norden bis nach Simbach am Inn, im Süden. Und von der drei Flüsse Stadt Passau im Osten, bis zum Altmühltal ganz im Westen. Dazwischen liegt das Rottal. Die südöstlichste Region des Regierungsbezirks Niederbayern. 110 km entfernt vom Zentrum der Bailliage in Regensburg. Eine Strecke.
Viele waren schon hier, aus unterschiedlichsten Beweggründen. Kelten, Römer, germanische Stämme, Ostgoten, Männer aus Baia, die später Volk und Raum den Namen gaben. Und jetzt, die Bailliage mit ihren Mitgliedern überwiegend aus Regensburg, um zu erfahren, wie es so um die Kulinarik weiter weg von zuhause steht. (So viel schon vorweg. Diejenigen, die am Eberhofer Kreisel in Frontenhausen plötzlich Leberkässemmeln vor den Augen hatten, wurden in ihrer Erwartung enttäuscht.)
Der Huberwirt liegt in Unterdietfurt. Den stattlichen Landgasthof hat Fabian Lex, unser neuestes und zugleich jüngstes Profimitglied von seinen Eltern übernommen. Er führt ihn mit seiner Partnerin, Lea Hentschel, die als Sommelière fungiert und Patronin Isolde Lex, auf bairisch: die Mama. Mit seinen 27 Jahren mag Fabian für den ein oder anderen noch ein echter Jungkoch sein, aber einer mit enormem Erfahrungsschatz aus renommierten Restaurants. Sein Menü, zusammengestellt ausschließlich mit Produkten aus dem heimischen Rottal, hat das bewiesen.
Dass die Rottaler aber auch über ihre Hügelketten hinweg schauen, hat Lea Hentschel mit der Weinauswahl gezeigt. Die Weine waren allesamt sehr feinfühlig ausgewählt und bestens auf die einzelnen Menügänge abgestimmt. Weine aus großartigen, europäischen Lagen.
Zum Empfang im Foyer, ein Fingerfood unter anderem aus Tatar, Arancini und dazu Cremant d`Alsace, Brut Nature 2019. Für die Bodenständigen ein Weltenburger Pils.
Das „Gewölbe“ war für das Diner Maison als lange, weiße Tafel eingedeckt. Was am Anfang spannend war, entwickelte sich für die Gäste mehr und mehr zu einem sehr kurzweiligen Abend.
Das Diner wurde mit einem in Tee gebeizten Saibling, gebettet auf Rhabarber und mit Buttermilch übergossen, eröffnet. Dazu „Ein Schluck vom Himmel“. Ein Cuvée aus Sauvignon Blanc, Huxelrebe, Müller Thurgau und Riesling vom Johanninger aus Rheinhessen. Es folgte eine getrüffelte Selleriesuppe mit Brioche und Brombeere. So mancher, der bei Sellerie innere Bedenken hatte, hätte am Schluss noch gerne einen Nachschlag gehabt…. Der Wein, ein Chardonnay „Sun of Winter“ vom Weingut Bortolusso aus dem Friaul. Handverlesene Trauben, sanft gepresst und 20% in 500l und zu 80% in 2500l großen Eichenfässern für 5-6 Monate ausgebaut.
Der Hauptgang. Kalbsfilet „rosa“, dazu Mais aus dem Kolben „filetiert“ und eingelegte Zwiebelscheiben. Wer jetzt dachte, ach geh, schon wieder Kalb, wurde belehrt, es geht immer noch ein Stück besser. Der Wein wechselte die Farbe. Rot. Passend zum Kalbsfilet. Ein Reserve del Conte von Manicor. Ein Cuvée aus 35% Lagrein, 40 % Merlot und 25% Cabernet Sauvignon. Ausgebaut über 12 Monate in gebrauchten Barriques.
Zum Ausklang, Dunkle Schokolade, Himbeere und Fichtenzucker. Der Fichtenzucker gepresst, so filigran, dass einer meinte „da braucht die BMW ein Laserstrahlgerät“. Zur dunklen Schokolade hat die Sommelière, da dieser Ihrer Einschätzung nach mit seinen wunderbar marmeladigen Geschmacksnuancen hervorragend passt, einen Tawny Port von Fonseca aus dem Douro Tal ausgewählt. Ein Plattschuss für den Geschmack der Gäste.
Das Essen, der Service, nein, der ganze Abend hat unsere Erwartungen übertroffen. Der Huberwirt passt durch und durch zu uns.
Noch Fragen? Ob wir wieder kommen? Keine Frage, eine Selbstverständlichkeit.