Aller guten Dinge sind drei, diese mittelalterliche Redensart bewahrheitete sich nach zwei Corona-bedingten Absagen mit dem dritten Anlauf, die Jahresreise nach Flandern zu unternehmen.
Vom 30.September bis 3. Oktober machten sich 39 Orientalen, darunter einige Gäste, auf den Weg in den nördlichen Landesteil Belgiens. Bekannt für seine Schokolade, Pommes frites und Bier, weltweit gelobt für sein beeindruckendes Erbe und die fortschrittliche Kunstfertigkeit seiner Meistermaler und ihrer Nachkommen.
Flandern ist vielleicht von bescheidener Größe, bietet jedoch eine Vielzahl von Kunstwerken, Kulturerbestätten, kulinarische und andere Höhepunkte nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Es eignet sich perfekt für eine Entdeckungsreise in Städte wie Antwerpen, Brügge und Gent, alles Stationen der mit viel Liebe zum Detail zusammengestellten Reise.
Für die Planung und Durchführung zeichneten wie immer in den letzten mehr als 10 Jahren die Vice Chargé(e)s de Missions Hartmut und Kirsten Wolff verantwortlich.
Am Samstagmorgen ging es mit einem bequemen Bustransfer zum Flughafen München, wo schon einige Mitreisende auf die Ankömmlinge warteten. In Brüssel angekommen, ging es ins nur einen Steinwurf entfernt gelegene Hotel Van der Valk, wo sich der angekündigte Mittagsimbiss als eigens für die Orientalen vorbereitetes, sehr schmackhaftes Buffet entpuppte. Juliane Lerch, Vice Chancelier, begrüßte als ranghöchstes Mitglied der Bailliage zusammen mit Kirsten Wolff offiziell zur Reise, da drei Mitglieder erst in Brüssel dazugestoßen waren. Schon hier war zu spüren, wie man in den letzten Jahren die Reise vermisst hatte, alle waren dankbar, sich wieder einmal etwas länger zu sehen, ausgiebig miteinander kommunizieren zu können und neugierig auf das Bevorstehende.
Der Reiseleiter für die nächsten vier Tage, Jan Peter Diemar, übernahm dann das Zepter und stimmte auf den ersten Programmpunkt „Schokolade“ ein. In der ausgesuchten, kleinen Manufaktur Concept Chocolate gab es nicht nur viel Hintergrundwissen zur Kakaobohne, Schokoladenproduktion und Verkostungsmöglichkeiten, sondern die Teilnehmer deckten sich danach gleich mit einigen Köstlichkeiten ein.
Nur eine Fahrstunde entfernt wurden die Kalorien bei einem ausführlichen Spaziergang in Antwerpens Stadtteil Zurenborg gleich wieder abtrainiert. Das ruhige Wohnviertel überrascht mit einer architektonischen Spanne an Bauwerken von kunstvollen Jugendstilvillen bis zu prächtigen klassizistischen Palästen. Bevor es dann ins zentral gelegene Hotel Hilton ging, stand eine Hafenrundfahrt per Bus auf dem Programm. Höhepunkte dort das von der weltbekannten Architektin Zaha Hamid entworfene Hafenhaus und das Museum MAS „aan de Strom“, von dessen Aussichtsplattform man einen gigantischen 360° Rundumblick über die Hafenstadt genießen konnte. Nach einem schnellen Check-in und kurzer Frischmach-Pause dann das erste Abendessen bei Patrick van Herck, Gastgeber seit 35 Jahren, in seinem „Huis de Colvenier“. Der Empfang fand im größten Weinkeller der Scheldestadt statt, einem unterirdischen Labyrinth aus Korridoren und Nischen. Anschließend wurden die Teilnehmer mit einem 4-Gang-Menü samt ausgesuchten Weinen verwöhnt. Nach einem kurzen Spaziergang ins nahegelegene Hotel haben an diesem Tag nur noch einige Teilnehmer den Abend mit einem Absacker beendet.
Voller Neugierde und Vorfreude starteten die Orientalen am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein ihren Stadtrundgang. U.a. standen der Groenplaats mit dem eindrucksvollen Rubensdenkmal vor der Kulisse der Liebfrauenkathedrale, das Wohnhaus von Rubens und einer der schönsten Bahnhöfe Europas, die „Eisenbahn-Kathedrale“ auf dem Programm, bevor mitten in der Altstadt das gemütliche Restaurant „de Peerdestal“ mit einem schmackhaften Mittagsmenü aufwartete. Pünktlich schlenderte die Gruppe dann zur nahegelegenen Liebfrauenkathedrale, die vor allem durch ihre vier Bilder von Peter-Paul-Rubens besticht. Was wäre ein Besuch in Antwerpen, ohne das Thema Diamanten näher zu beleuchten? Die Führung durch das Diva, dem neuen Museum für Diamanten, Schmuck und Silber, vermittelte kurz darauf einiges Wissenswertes über die verschiedenen Stadien eines Schmuckstücks oder von Silberwaren – von der Mine bis zum fertigen Produkt. 650 Diamanten, Schmuckstücke und Silberobjekte aus dem 15. Jahrhundert bis heute sind dort ausgestellt. Anschließend führte nur ein kurzer Fußweg durch die pulsierende Stadt mit ihren unendlich vielen gastronomischen Einrichtungen samt Freisitzen zurück ins Hotel, wo bereits der Bus wartete, um die Gruppe in gut einer Fahrstunde zu ihrem nächsten Ziel, der Weltkulturerbestadt Brügge zu bringen.
Mit dem „De Tuillerieen“ (Leading Small Hotels of the World) mitten in der Altstadt wartete dann ein Hotel-Kleinod für die nächsten zwei Nächte auf die Orientalen. Von außen scheint es ein Bau zu sein, besteht aber aus drei unterschiedlichen Häusern, die miteinander verbaut sind, jedes Zimmer ist anders geschnitten, gemeinsam ist ihnen allen der unaufdringliche Luxus und Wohlfühlfaktor. Nur eine gute Viertelstunde zu Fuß entfernt dann das Restaurant „Zet Joe“, das für diesen Abend für die Gruppe privatisiert wurde. Das Inhaberpaar van Hecke empfing zusammen die Gäste, Geert van Hecke hatte lange Zeit mit dem „De Karmeliet“ ein 3-Sterne-Restaurant geführt, wollte es dann etwas ruhiger haben, und hat seit Jahren mit dem „Zet Joe“ ein wunderbares 1-Sterne-Restaurant, das mit seinem Restaurantleiter Philipp und der offenen Küche alle begeisterte. „Im Kopf“ ist Geert van Hecke noch immer ein 3-Sterne-Koch, dessen Menü wir genossen haben. Zurück im Hotel wurde die gemütliche Hotelbar von allen „okkupiert“, der Bar-Mann war zuerst leicht „überfordert“, kam dann aber den Wünschen aller nach, die ihre Plätze nicht nur auf den Stühlen und Sesseln, sondern auch auf dem Fußboden gefunden hatten.
Montagmorgen in Brügge, pünktlich und gestärkt nach einem ausgiebigen Frühstück, zu dem sogar Schokolade gereicht wird, teilte sich die Gruppe dann, um die kompakte Stadt zu erkunden. Brügge ist Jahrhunderte alt, überwältigend jung, aber immer außergewöhnlich beeindruckend. Allein die Kanäle, die sich durch die Stadt ziehen, machen schon einen ungeheuren Charme aus. Gleich in Hotelnähe der Markplatz (Groote Markt) mit dem Belfried, Rathaus und Heiligblutbasilika auf der einen Seite und dem Beginenhof, inmitten des Minnewaterparks, auf der anderen Seite. In der Liebfrauenkirche mit ihrem 122 m hohen Backsteinturm ist die Skulptur der Madonna mit Kind von Michelangelo die Hauptattraktion. Der Rundgang endete bei der Brauerei „de Halve Maan“, in deren Innenhof sich letztendlich doch alle Teilnehmer zu einer kleinen Bierreise und einer Verkostung typischer belgischer Appetithäppchen einfanden. Auf vielfachen Wunsch konnte am Nachmittag jeder seinen eigenen Neigungen nachgehen bzw. das schöne Hotel genießen. Abends dann mit dem „Patrick Devos“ erneut eine privatisierte kulinarische Adresse, die für unsere Bailliage sehr schön dekoriert war. Der Champagner-Empfang mit etlichen Amuse Bouches fand aufgrund des schönen Wetters sogar im heimeligen Innenhof statt und dauerte etwas über die eigeplante Zeit – so groß war der Kommunikationsbedarf. Chaine-like mit Insignien an diesem Abend, genossen die Orientalen ein ausgesuchtes Menü, vor allem das Rebhuhn fand besondere Erwähnung, bevor die Hotelbar erneut lockte.
Der letzte Tag begann relativ früh, der Abschied von „unserem“ Hotel fiel vielen schwer und forderte von allen nochmals äußerste Disziplin ein, die aber auch belohnt wurde – dazu aber später. Zuerst einmal ging es in einer Stunde Fahrzeit nach Gent, einem weiteren Höhepunkt der Reise. Einige von uns hatten zu sehr ihrer Wetter-App vertraut und keinen Schirm auf die Reise mitgenommen – letztendlich bliebt es aber bei einigen Regentropfen, so dass sowohl der Stadtrundgang als auch die Bootsfahrt auf der Leie und Schelde nicht unter dem Wetter litten. Das Genter Stadtpanorama mit seinen Kirchen und Türmen aus Gotik, Renaissance und Barock ließ sich vor allem vom Boot aus genießen. Ein Katzensprung von der Schiffsanlegestelle entfernt ging es zügig zur St.-Bavo-Kathedrale. Einige konnten nicht widerstehen und haben noch einen kurzen Abstecher gemacht, um den berühmten Genter Senf zu erstehen. Letztendlich waren alle pünktlich an der Kathedrale, um den gemeinsamen minutengenauen Einlass zu gewährleisten: Mithilfe einer „Augmented Reality“-Brille konnte man in der Krypta der Kathedrale in die weite Vergangenheit reisen und die bewegte Geschichte des Genter Altars und der Genter Kathedrale erleben. Sowohl das Meisterwerk als auch das imponierende Gebäude wurden in voller Pracht lebendig. Nach diesem einmaligen kulturellen Höhepunkt folgte zum Abschluss mit dem phantastischen Menü im 2-Sterne-Restaurant Vrijmoed das kulinarische Finale: ein 5-Gang-Menü vom Feinsten, Michael Vrijmoed gab sich auch selbst noch die Ehre. Dann ging alles sehr schnell. Mit der Straßenbahn, die vor dem Restaurant hielt, ging es zu unserem Bus, von dort zum Flughafen und pünktlich kamen wir nach einem etwas turbulenten Flug wieder in München an, wo sich unsere Wege nach einer unvergesslichen Reise trennten.
Diese Reise wird vielen von uns in Erinnerung bleiben, hat sie doch den Zusammenhalt in unserer Bruderschaft gestärkt und gezeigt, wie wichtig neben den monatlichen Veranstaltungen doch die Jahresreisen sind. Vive la Chaine – wir können stolz auf unsere Bailliage und all ihre Mitglieder sein!
Bericht: Kirsten Wolff, Vice Chargèe de Missions
Photos: diverse Teilnehmer